Schulze-Orgel

Hier die Orgel in eine Bildbearbeitung. Diese bietet einen visuellen Eindruck vom Orgelpropekt nach der Restaurierung (geplant 2022).

Die auf den bedeutenden Orgelbauer Johann Friedrich Schulze zurückgehende, 1827 eingeweihte Orgel ist heute in ihrer historischen Substanz nahezu vollständig erhalten. Auf den Entstehungsprozess der Orgel nahm der Orgeltheoretiker Prof. Töpfer aus Weimar Einfluss. Er korrigierte in Teilen Schulzes Disposition und nahm die Orgel schließlich ab. Ihre heutige Gestalt weicht nur an wenigen Punkten von der originalen Disposition Schulzes ab. Es findet sich eine Aeoline 8´ statt einer Octave 2´ seit 1889. 1926 wurden durch Böttcher Prospektpfeifen aus Zink eingebaut. Das elektrifizierte Gebläse findet sich seit 1935. Außerdem vermisst die Orgel die Posaune 16´, die 1869 nachweislich noch vorhanden war und 1889 möglicherweise als „Trompetenbass“ bezeichnet wegen Holzwurmbefalls durch Orgelbauer Hildebrandt entfernt wurde.

 

Der in vertikaler und horizontaler Ausrichtung dreizonig aufgebaute Orgelprospekt, mit zwei Gesimsen und filigran gearbeitetem Schleierwerk geht in seiner Gestaltung auf Coudray zurück. Der Prospekt besteht aus einer ca. 2,5 cm dicken Brettkonstruktion aus einheimischem Nadelholz. Ihn bekrönt ein Aufsatz mit Engeln und Lyra. Die erste Fassung des Prospektes besteht aus an der Oberfläche glänzend polierten Kreideschichten. Der Orgelprospekt wurde ursprünglich in einer ganzflächigen Weißfassung ausgeführt. Am Spieltisch findet sich an den Registerbrettern eine für Schulze typische farbliche Absetzung.

 

Aufgrund umfangreicher Schäden bedarf die Orgel dringend einer Restaurierung. Schäden entstanden im Laufe der Jahrzehnte vor allem durch Feuchteeinwirkung während der Bauzeit, große Hitzewellen und durch Verunreinigungen, die beispielsweise durch von der Decke herabgefallenen Putz entstanden. Im 19. Jahrhundert wurde die Orgel noch regelmäßig gestimmt. Kleinere Reparaturen wurden durchgeführt. Im 20. Jahrhundert ließen die jährlichen Eingriffe nach. Gelegentlich machten sich auch Laien an die Orgel. Die heute vorfindlichen großen Schäden an dem bedeutenden Instrument fordern die behutsame, vollständige Restaurierung.

 

Quellen:

Bothe, Rolf, Prof. Dr., Clemens Wenzeslaus Coudray 1775-1845, Ein deutscher Architekt des Klassizismus, Köln/ Weimar/ Wien 2013.

 

 

Bothe, Rolf, Prof. Dr., Coudrays Kirche in Rastenberg, in: Heimatverein Rastenberg (Hg.), Damit die Gemeinde zu Rastenberg..., S. 116-132.

 

Lobenstein, Albrecht, Zur ästhetischen und empirischen Position des Orgelbauers Johann Friedrich Schulze in der Rastenberger Liebfrauenkirche, in: Heimatverein Rastenberg (Hg.), Damit die Gemeinde zu Rastenberg..., S. 133-167.

 

 

Speckhardt, Melissa, Weiß gefasste Skulpturen und Ausstattungen des 17. bis 19. Jahrhunderts in Deutschland, Quellenforschung, Technologie der Fassungen, künstlerische Phänomene und denkmalpflegerische Probleme, Diss., Petersberg 2014.

 

Wagner, Uwe, Die Kirche zu Rastenberg – Ein klassizistisches Gesamtkunstwerk mit Architektur und Prinzipalstücken von Clemens Wenzeslaus Coudray, Grundsatzfragen Restaurierung, Fachreferat: Wandmalerei und Architekturfassung, historische Ausstattung, Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Erfurt 2015.

 

 

Archivbestand der Kirchengemeinde Rastenberg.